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Was mir so durch den Kopf geht #12

  • info555080
  • 22. Sept.
  • 3 Min. Lesezeit

DANKE - sagen, zeigen, vergessen ...


Wir kennen das doch alle. Wir legen uns ins Zeug, helfen, unterstützen, nehmen anderen etwas ab, setzen uns ein, lassen auch mal eigenes einfach liegen, kümmern uns. Dabei geht es uns nicht unbedingt um Anerkennung oder Lobhudelei (vorausgesetzt, das Helfen ist auch gelungen), sondern einfach, um das gute Gefühl nützlich gewesen zu sein, jemanden unter die Arme gegriffen zu haben. Kein Helfersyndrom oder gar eine Heiligenerscheinung.

Das größte Problem ist doch, dabei eine gesunde Mischung zu finden. Zwischen der Durchführung seiner eigenen Prioritäten, den Dingen, die einem selber wichtig sind und den Momenten im Leben, wenn der Partner, ein Freund oder jemand im beruflichen Umfeld um Hilfe bittet, man es nicht schieben kann oder es ein einfach dringlich ist. Insbesondere in einer Beziehung verschieben sich des öfteren die Ebenen, kann nicht immer aufgewogen werden, wer wieviel, wann und überhaupt gemacht hat oder eben sich nicht oder kaum einbringen konnte. 50:50 ist selten möglich, lässt sich auch nicht einfach so berechnen, denn jede Situation hat ihre eigenen Gesetze, Konflikte oder Schwierigkeitsgrade. Zu helfen ist immer relativ. Was dem einen leicht fällt, fordert vom anderen bei weitem mehr ab, wie vermutet oder geplant. Zudem gibt es in jeder Beziehung ein Gefälle und selten stimmt die Waage. Hier tut es gut, wenn man sich der Unterstützung des anderen bewußt ist. Ein kleines Dankeschön, ein Zunicken, eine Geste, die bestätigt, dass man die ausgestreckte Hand wahrgenommen hat. Es braucht kein Lob und selbst wenn etwas nicht ganz nach Plan gelaufen ist, sollte die Kritik im Rahmen bleiben.


Die Kunst des Sehens

Manchmal ist es wie bei einem unsichtbaren Butler - alles läuft perfekt, aber niemand bemerkt die Arbeit dahinter. Der Kühlschrank füllt sich wie von Zauberhand, Termine organisieren sich scheinbar selbst, und Probleme lösen sich in Luft auf. Bis der "Butler" mal nicht da ist und plötzlich das unvermeidbare Chaos ausbricht (zumindest wird es einem dann später so berschrieben ... und das schlechte Gewissen bekommt wieder vermeintlich Nährboden.)


Danke sagen ist eine Investition in die Beziehungsbank. Jedes kleine "Danke" ist wie eine Einzahlung, jede Selbstverständlichkeit eine Abbuchung. Denn irgendwann ist das Konto überzogen - emotional bankrott sozusagen.


Die Macht der Gewohnheit - ein Teufelskreis

Je besser jemand hilft, desto selbstverständlicher wird es. Wie der Tanz eines perfekt eingespielten Paares - bis einer aufhört zu tanzen und der andere ins Stolpern gerät. Dann erst merkt man: Es war nie selbstverständlich, es war nur perfekt koordiniert.


Wehret den Anfängen! Für den ewig Hilfsbereiten heißt das: Nicht jeden Wunsch von den Augen ablesen. Nicht jede Ungeduld als Notfall interpretieren. Nicht jede Kritik schlucken, nur um des lieben Friedens willen. Sonst wird aus Hilfsbereitschaft eine Einbahnstraße.


Der blinde Fleck des Delegierenden: Denn wer immer nur verteilt, verliert irgendwann das Gespür dafür, was Arbeit bedeutet (und nicht nur das, was man selber nur kennt und allein vor einem liegt.)  Plötzlich ist die eigene Mini-Aufgabe ein "Riesenstress", während die Mammutaufgabe des anderen zur Selbstverständlichkeit schrumpft. Äpfel werden mit Birnen verglichen - meist zu Ungunsten dessen, der gerade die Birnen trägt.

Besonders perfide: Wenn eigene Fehleinschätzungen dem anderen angelastet werden. "Du warst zu schnell beim Stadtbummel oder ich hätte gerne was anderes zum Essen bekommen" - obwohl man selbst das Tempo nicht oder nicht rechtzeitig schon vor dem Wochenendeinkauf seine Essens-Wünsche kommuniziert hatte. Ein Klassiker des "Ich bin nicht das Problem, du bist das Problem"-Spiels.


Für den Empfangenden: Ein "Danke" kostet nichts, aber es ist Gold wert. Es verwandelt eine Erwartung in ein Geschenk. Und Selbstreflexion schadet nie - auch nicht bei narzisstischen Tendenzen.


Die Danke-Formel

Echte Dankbarkeit hat drei Zutaten: Sehen, Verstehen, Würdigen. Sehen, dass etwas getan wurde. Verstehen, dass es Zeit und Energie kostete. Würdigen, dass es nicht selbstverständlich war.

Am Ende verhält es sich wie beim Atmen - man merkt erst, wie wichtig es ist, wenn es fehlt.

Also: Danke sagen, bevor die Luft dünn wird.


In diesem Sinne: Danke fürs Lesen! 😊


Euer Jochen, herzlich

 
 
 

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