Tanz mal was: kennt ihr das? Ihr seid auf einer Feier, Party, Familienzusammenführung oder einem Event. Du stellst dich vor – oder wirst vorgestellt – und sagst, dass du Tänzer bist, eventuell noch Choreograf und Pädagoge – oder besser Tanzlehrer.
Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich umgehend gefragt worden bin: „Kannst du mal schnell was vortanzen? Hier und jetzt?!“
Oder: „Zu meiner Hochzeit lade ich dich dann ein, dann darfst du was tanzen.“
Und am Besten: „Du tanzt? Aha, und was machst du tagsüber?“
Klar, es gibt Tanz und es gibt Tanz.
Tanz soll Spass machen, man darf ins Schwitzen kommen, für die Fitness geht das auch. Und du darfst dich dabei ausdrücken, den Emotionen freien Lauf lassen. Am Besten zu Musik.
Beruflich zu tanzen ist aber etwas ganz anderes. Die trainingsintenisve, herausfordernde und oft an die Grenzen des Möglichen gehende Ausbildung zu durchlaufen und zu überstehen. Schließlich auf der Bühne, in einem Ensemble oder Produktionen einen Platz zu finden, dort über Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte, bestehen zu können, benötigt viel: Nicht nur Talent und ein gewisses Potential. Nein, es braucht Mut, Durchhaltevermögen, Resilienz, Kraft, Ausdauer und eine enorme Flexibilität. Körperlich, mental und seelisch.
In keiner anderen Kunstsparte ändern sich Richtungen, Stile und kommen neue Bewegungen und Trends so schnell und unnachgiebig auf den Markt wie im Tanz und Tanztheater. Hier aktuell zu bleiben und mithalten zu können, bedarf einem enormen Aufwand und Konsequenez.
Deswegen, fragt einen Tänzer nicht nach einer Mini-Performance, Jetzt und Hier – oder einfach mal so.
Wir sind keine Private Dancers.
Du stellst einen befreundeten Koch auch nicht vor einen halb verödeten Kühlschrank: ein abgelaufener Naturjoghurt, eine halbe Tube Senf, 3 runzelige Tomaten, eine lappige Salatgurke und etwas ranzige Butter und verlangst von ihm den Beweis seines Talents und Könnens.
Ich frage ja meinen Steuerberater auch nicht, die Einkommenssteuererklärung mal schnell auf dem Bierdeckel zu machen ...
Tanz findet nicht immer auf jedem Parkett statt. Er braucht Zeit, Raum, Inspiration und eine Menge Selbstvertrauen und: die richtige Umgebung.
Fragt einen Tanzschaffenden also besser danach, wo man seine/ihre Kunst sehen kann, besucht Vorstellungen, Festivals und unterstützt die professionelle Tanzszene.
UND geht selber tanzen!
Keep on movin.
Bis dann und Tschüß!
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