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Was mir so durch den Kopf geht #10

  • info555080
  • 26. Mai
  • 2 Min. Lesezeit

Momente – des Glücks – des Schwebens – der inneren Ruhe


Sonnenstrahlen dringen durch Baumwipfel, durchbrechen die Blätter behangenen Äste und beleuchten das dunkelgrüne Gras darunter. Sie besprenkeln die frisch gemähte Fläche mit Lichtflecken, wandern gemächlich über das Areal und lassen mich die Zeit vergessen. Neben mir plätschert eine Quelle im Gartenteich. Eine Mischung aus frisch gemähtem Rasen, Glyzinienduft und den Blüten eines weißen Busches schwebt vorbei – nicht mit der Absicht einzulullen, sondern einfach nur um zu betören.


Vor mir läuft mein Hund, schnuppert sich von Fleck zu Fleck, immer dem Wanderweg entlang. Als würde er Zeitung lesen, sich über seine Kollegen informieren wollen. Auf den Feldern sprießt der Raps wie ein gelber Teppich, so weit das Auge reicht. Dazwischen Abschnitte, wo sich gelbgrüne Getreideähren in der Brise wiegen.  Samten die Oberfläche. In meiner Vorstellung streiche ich mit den Handflächen darüber und erwarte ein Kitzeln. Mittlerweile glüht die Sonne als oranger Ball über den Baumwipfeln, taucht das ganze Land in güldenes Licht und lässt den nahenden Sommer erahnen.


Knistern. Lodern. Flackern. Im Rücken feuchtkalte Luft, vor mir die Hitze brennender Holzscheite in der Feuerschale. In der einen Hand ein fruchtiger Cocktail – die Eiswürfel klirren, und beim Zug am Strohhalm strömt säuerlich-süße Kühle in die Mundhöhle, entfaltet Aromen von Bitterkeit bis Schärfe. Die andere Hand krault durch die Haare meines Partners, dessen Kopf in meinem Schoß ruht. Über uns die Sterne, ein fast voller Mond. Gelegentlich das Rauschen der Bäume oder das Schwirr-Schwirr einer vorbeihuschenden Fledermaus.


Das Paradox der perfekten Momente


Wie oft erleben wir solche Augenblicke der Einkehr und wünschen, sie würden nie vergehen? Ein Moment im Paradies, der ewig dauern darf.

Doch dann frage ich mich: Wie wäre es, wenn das meine generelle Lebenssituation wäre? Wenn es nur diese Ruhe, diese Stille und Abgeschiedenheit gäbe? Wie lange würde ich es in diesem Paradies aushalten, bevor Langeweile einsetzt? Denn wenn kein Sandkorn ins Getriebe gerät und alles wie ein Perpetuum Mobile dahingleitet, wird es schnell langweilig. Das Güldene, das Schwirr-Schwirr löst nur noch Gähnen aus. Die anhaltende Ruhe wird so laut, dass selbst ein Huster einen erschüttert wie ein Erdbeben.


Die Kunst des Augenblicks


Diese Momente im Geist und Herzen festzuhalten, sie einfach zu genießen – ohne dass Füße, Beine oder Arme in Aktion müssen, man meilenweit irgendwo reisen muss. Das ist das kleine Wunder: vor lauter Glück ins Schweben zu geraten und gleichzeitig in sich selbst abzutauchen.

Mit dem Wissen, dass dies immer nur temporär ist, genieße ich jeden Moment bis zum Ende. Wer weiß, wann ich das nächste Mal so empfinden werde? So verwandelt sich für mich jeder banale Ort, jeder Sonnenuntergang, jeder blaue Himmel, jede sternklare Nacht oder grüne Oase in einen Sehnsuchtsort. Im Hier und Jetzt.


Und du? Was lässt dich in andere Sphären abtauchen? Wie sieht dein perfekter Moment aus? Ich bin gespannt auf deine Gedanken.


Euer Jochen, herzlich

 
 
 

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