AKTUELLES / NEWS:

 

 

*** AKTUELL ***

 

NEWS / NEUES DEMNÄCHST AB 03. JANUAR 2024 

 

 

***

 

! MEISTERKLASSEN

36. KUNSTSOMMER IRSEE 2024

mit Adriana Mortelliti

& Jochen Heckmann

Thema: "sFrom MINimum to the MAXimun ... and return"

 

vom

27. Juli - 04. August 2024

weitere Infos unter:

 

Anmeldefrist: 31. Mai 2024

www.kunstsommer.info

 

 

Abschlussaufführungen

und Vernissage

des

Kunstsommers Irsee 2024

 

KUNSTNACHT 

in Irsee 2024

 

SA, 03. August 2024

Start: 17:00

 

www.kunstsommer.info

 

***

 

 

"DURST"

Tanz & Theater 

von Jacqueline Beck &

Jochen Heckmann

 

ein Tanztheater in der Choreografie von J. Beck & J. Heckmann, sowie Texten von JH und Bildern von JB.

 

Es tanzen und spielen:

Katja Langenbahn

Lea Korner

Egone Gerber &

Jochen Heckmann

 

Premiere:

25. November 2022 / 20:000

in der ehemaligen Gärtnerei Ospelt

Fukseriweg 26

FL.-9494 Schaan.

 

weitere Vorstellungenn

26.11.2022 / 20:00

27.11.2022 / 17:00

 

Tickets:

www.durst.li

 

 

 

 

***

 

 

TANZPREIS der Stadt Zürich 2020:

 

 Jochen Heckmann und Frank Rutishauser (Schulleitung HF ZUB) wurden von der Stadt Zürich für ihre engagierte Arbeit als Pädagogen und Vermittler im Bereich Tanz mit dem «Tanz Preis 2020» ausgezeichnet.

 

***

 

 

VIDEOS

JOCHEN HECKMANN /

choreografische Arbeiten 2002/2008-2011

VideoTrailers übere weitere einzelne Werke!

s. Galerie Fotos/Videos

Viel Spass dabei!

 

***

 

Show Trailer

TheaterInKempten 

2015/16

 

"GSCHEIT(er) G'SCHEITERT /


better fa(i)lling"

 

 

Ch: J.Heckmann

Tanz:

A.Lambrichts, N. Sieber, M. Zollet, N. Lopez, S. Delvaux, J. Simon, M.Guenin

 

https://www.youtube.com/watch?v=qC_c7XUvhuU

 

 

 

 

 

 

 

2007-2010

SOMMERNACHTSTRAUM

Tanz Luzern Theater ( Dir.: Kathleen McNurney)

Premiere: 03.10.2010 / Großes Haus CH-Luzern

PRESSESTIMMEN

 

«Ganz besonders stark sind die Szenen in der zauberhaften Waldwelt. Dort stimmt alles: die dunkeln, wild ausdrucksvollen Waldwesen kontrastieren wunderbar mit dem Elfenchor, der verlangsamt ruhig und mit hellem Gesang über die Bühne wandelt. Und dann kommt auch das vergleichsweise reduzierte Bühnenbild in voller Schönheit zur Geltung. Überhaupt ist das die grosse Stärke der Inszenierung von Jochen Heckmann: die tänzerischen, schauspielerischen, musikalischen und visuellen Momente sind so fein ineinander verwoben, dass sie sich nicht konkurrenzieren sondern einander ergänzen. Und so können sie ihre Wirkung erst richtig entfalten.»
DRS1, Regionaljournal Zentralschweiz, 2.10.2010

«Der Choreograf hat sich genau an die Vorlage gehalten und alle vielfältig verflochtenen Handlungsstränge Shakespeares aufgegriffen. Aus diesen entflechtet er einen wunderbar zarten und beschwingten Bilderbogen, der Heckmanns eigene Handschrift als Tanzschöpfer trägt.»
«Geschickt arbeitet Heckmann mit den Kontrasten von Tag- und Traumwelt, Männern und Frauen, Adeligen und Handwerkern, Menschen und Elfen, indem ihm eine liebevolle Figurenzeichnung gelingt.»
«Eine Meisterleistung zeigen die zwölf Tänzerinnen und Tänzer des Luzerner Theaters. Als sich verirrende und verwirrende Liebende, als geheimnisvolle und unfassbare Elfenwesen, als drollige Handwerker und als unnahbare Adelige zeigen sie eine differenzierte Ausdruckskraft ohne sich in den Komplexitäten zu verstricken.»
«Nicht nur das Luzerner Sinfonieorchester unter der Leitung von Rick Stengards, sondern auch der Chor des Luzerner Theaters kommen dabei so zum Zug, dass sich Musik und Tanz ausdrucksstark und facettenreich verbinden.»
Zentralschweiz am Sonntag, 3.10.2010

«Die Handwerker sind von einer Herzenswärme, die selbst diesen Wald erstrahlen lässt. Für sie hat der Choreograf die spannendste Bewegungssprache gefunden: eine groteske Mischung aus Modern Dance, Slapstick und Mime. Unglaublich, dass ihr Spiel den Hof langweilen sollte ihre Schlussszenen sind die besten des Abends. So sollte Tanz am Stadttheater sein: choreografische Arbeit, die nicht nur Höchstleistungen den Tänzerkörpern zu entlocken vermag, sondern mit den Möglichkeiten des Dreispartenbetriebs spielt; eine Produktion, welche die verschiedenen Sinne anspricht und somit ein möglichst breites Publikum. Immerhin wird sich der Luzerner «Sommernachtstraum» bis im Januar im Programm halten.»
Da hat die Tanzdirektorin Kathleen McNurney mit Jochen Heckmann eine glückliche Hand gehabt. Der deutsche Choreograf und Tanzpädagoge ist hierzulande kein Unbekannter. Er war Tänzer bei Paula Lansley in Zürich und bei Richard Wherlock in Hagen, bevor er in den 1990er Jahren mit seiner Compagnie Looping die Zürcher Szene aufmischte. Bald wurde er als Ballettchef nach Augsburg berufen, wo er bis 2007 wirkte. Seither arbeitet er als freier Choreograf und Pädagoge. Nun sehen wir ihn wieder als Künstler, der mit leichter Hand die Register des Theaters zu ziehen vermag.»
Neue Zürcher Zeitung, 8.10.2010

--------------------------------------------------------------------------------------------

 

Unterkühlte Irrungen, Wirrungen

Jochen Heckmanns «Sommernachtstraum» in Luzern

8. Oktober 2010, Neue Zürcher Zeitung

 

Lilo Weber ⋅ Am Athener Hof wollen die Liebenden nicht, wie sie sollten. Hermia liebt Lysander, sollte indes den Demetrius nehmen. Helena liebt Demetrius, doch dieser hat nur Augen für Hermia. Auch die Amazonenkönigin Hippolyta zeigt sich ob ihrer bevorstehenden Ehe mit Theseus alles andere als enthusiastisch. So treten sie denn ein in den Dschungel der Gefühle, der da heisst «Ein Sommernachtstraum» und der die Herzen des Theaterpublikums stets von neuem erfreut. Häufig auch als Ballett.

Damenchor als Elfenschar

In Luzern hat sich Jochen Heckmann der Komödie Shakespeares angenommen. Und er hat, wie viele Choreografen vor ihm, den Stoff zu Mendelssohns «Sommernachtstraum» choreografiert; zusätzlich setzt er Ausschnitte aus Mendelssohns Sinfonien sowie Lieder ein. Rick Stengårds treibt die Orchesterwerke mit dem Luzerner Sinfonieorchester zügig voran und umspielt so Süssigkeiten elegant, während die Elfen hier vom Damenchor und vom Damenextrachor des Luzerner Theaters gegeben werden. Die Kostümbildnerin Adriana Mortelliti hat den Frauen Flügelchen wachsen lassen; trotzdem schauen sie mit den Täschchen und dem Biederfrauen-Look aus wie geklonte und in den grünen Farbtopf gefallene Acapickels.

Das passt zur Inszenierung. Dieser «Sommernachtstraum» ist ein (Liebes-)Verwirrspiel der Schicken und Schönen im Land. Der Zauberwald von Andreas Carben ist ein schräg verwinkelter Lattenzaun. Puck ist ein Edelpunk in Rot, Titania ein Naturkind im Ballonkleid und Oberon ein rechthaberischer Geck. Cecilia de Madrazo Abad gibt den Puck angestrengt lasziv, Salome Martins die Titania angestrengt emanzipiert, während Ihsan Rustems Oberon sich cool stellt – bis Titania auf den Esel kommt. Da hält es der Elfenkönig nicht mehr aus und trägt seine Königin auf dem Rücken davon. Irrungen, Wirrungen derweil unter den Erdenwürmern Hermia, Lysander, Helena und Demetrius. Sie tun's aus Langeweile, so hat man den Eindruck: Ennui im Swingerklub – weil einem nichts Gescheiteres einfällt, verführt man halt einander ein bisschen. Dagegen sind die Handwerker von einer Herzenswärme, die selbst diesen Wald erstrahlen lässt. Für sie hat der Choreograf die spannendste Bewegungssprache gefunden: eine groteske Mischung aus Modern Dance, Slapstick und Mime. Unglaublich, dass ihr Spiel den Hof langweilen sollte – ihre Schlussszenen sind die besten des Abends.

So sollte Tanz am Stadttheater sein: choreografische Arbeit, die nicht nur Höchstleistungen den Tänzerkörpern zu entlocken vermag, sondern mit den Möglichkeiten des Dreispartenbetriebs spielt; eine Produktion, welche die verschiedenen Sinne anspricht und somit ein möglichst breites Publikum – immerhin wird sich der Luzerner «Sommernachtstraum» bis im Januar im Programm halten.

Da hat die Tanzdirektorin Kathleen McNurney mit Jochen Heckmann eine glückliche Hand gehabt. Der deutsche Choreograf und Tanzpädagoge ist hierzulande kein Unbekannter. Er war Tänzer bei Paula Lansley in Zürich und bei Richard Wherlock in Hagen, bevor er in den 1990er Jahren mit seiner Compagnie Looping die Zürcher Szene aufmischte. Bald wurde er als Ballettchef nach Augsburg berufen, wo er bis 2007 wirkte. Seither arbeitet er als freier Choreograf und Pädagoge. Nun sehen wir ihn wieder als Künstler, der mit leichter Hand die Register des Theaters zu ziehen vermag.

Sein «Sommernachtstraum» ist stimmig – wenngleich die Handlung nicht immer ganz einfach nachzuvollziehen ist. Staunen lassen jedoch insbesondere die Tänzerinnen und Tänzer. Sie machen ja nur gerade ein Dutzend aus, und das wird durch die Hauptrollen zur Hälfte aufgebraucht. Die andern sind abwechslungsweise Handwerker oder Waldkreaturen. Doch wie sie ihre Rollen füllen!

Grossartiges kleines Ensemble

Ihre ausserordentliche Qualität fiel bereits in der letzten Spielzeit auf. Damals hatte Kathleen McNurney den «Tanz Luzerner Theater» übernommen und, zusammen mit dem Ballettmeister und Hauschoreografen Oliver Dähler, innert kürzester Zeit ein hervorragendes Ensemble mit jungen, sehr wandlungsfähigen Tänzern herangebildet. Anpassungsfähig müssen sie sein, werden doch in Luzern sehr verschiedene Stile getanzt. Kathleen McNurney choreografiert selbst nicht, sondern gibt bei Choreografen einer jüngeren und mittleren Generation Stücke in Auftrag. So werden die Tänzerinnen und Tänzer in den kreativen Prozess einbezogen. Gleichzeitig wird ein Repertoire aufgebaut, das dem Luzerner Theater eigen und doch nicht einer bestimmten Ästhetik verpflichtet ist – was für ein Stadttheater-Publikum schnell zu einseitig werden könnte.

Es ist dies ein möglicher Weg, dem Tanz im Stadttheater-Betrieb einen Platz zu sichern. Ob das die Tanzkunst weiterentwickeln lässt, bleibt fraglich – Tanzgeschichte haben Künstlerinnen und Künstler geschrieben, welche sich die Tänzer für ihre Arbeit selbst aussuchten und um sich scharten. Indes geben Tanz-Strukturen wie jene in Luzern jungen, freischaffenden Choreografen eine Plattform für ihre Kunst.

 

 -------------------------------------------------------------------------------------------

NAHAUFNAHMEN

Von Mona de Weerdt · Oktober 2010

 

Liebeswirren, Erotik und viel Koketterie

 

 

Das Luzerner Theater zeigt Shakespeares Sommernachtstraum in einer aufwändigen, spartenübergreifenden Produktion. Entstanden ist ein mitreissendes und bezauberndes Tanzstück, poetisch und humorvoll zugleich.

Von Mona De Weerdt.

Wie ein solch verschachteltes Theaterstück wie Shakespears Sommernachtstraum erfolgreich tänzerisch umgesetzt werden kann, zeigen uns der Choreograph Jochen Heckmann und die Tänzer von TANZ LUZERNER THEATER. Alle Ebenen dieses bekannten barocken Stücks werden beibehalten: der athenische-aristokratische Hof des Herrschers Theseus als auch der Wald, in dem die Kobolde ihr Unwesen treiben und die Elfen singen (Damenchor). Parallel dazu die Welt der drolligen Handwerker (Chiara dal Borgo, Andrea Mirabile, Ha Young Lee, Luca Signoretti, Bert Uyettenhove), welche eine Tragödie einstudieren. Der Fokus liegt jedoch klar auf den Spannungen und den Liebeswirren der Liebespaare. Da wären zum einen der autoritäre Herrscher Theseus (Ihsan Rustem) und die trotzige Amazonenkönigin Hippolyta (Salome Martins), welche ihn heiraten muss, da er sie im Krieg bezwungen hatte. Neben dieser Hochzeit, welche insbesondere die Funktion hat, gesellschaftliche Normen zu erfüllen, stehen die Liebeswirren der jungen Liebenden. Hermia (Madeleine Crist) ist bereits Demetrius (Samuel Déniz Falcon) versprochen, liebt aber Lysander (Davidson Santos de Farias). Helena (Rachel Lawrence) hingegen liebt Demetrius, wird jedoch von ihm verschmäht, weil er wiederum Hermia liebt. Als ob dies nicht genug an Konfusion wäre, findet parallel dazu im Reich der Elfen auch noch der leidenschaftlich ausgetragene Konflikt des Königspaar der Elfen, Oberon (Ihsan Rustem) und Titania (Salome Martins) statt.

Erotik und Begierde
Den Tänzern wird an diesem Abend physisch viel abverlangt, vor allem in den Duetten mit den akrobatischen Hebefiguren und den verschlungenen Bewegungen. Die Vielfalt der Bewegungsmöglichkeiten des Zeitgenössischen Tanzes wird voll ausgekostet, Bewegungssequenzen werden räumlich und motivisch variiert. Die erdige, zeitgenössische Bewegungssprache kontrastiert gekonnt mit der süsslichen Musik von Mendelssohn-Bartholdy und bricht das ihr inhärente kitschige Moment. Die Tänzer stellen bei der Figurenkonzeption sowohl ihr tänzerisches als auch ihr schauspielerisches Talent unter Beweis. Sie erschaffen die repräsentierten Figuren mithilfe von Gestik, Mimik und tänzerisch durch einen unterschiedlichen, die gezeigte Figur charakterisierenden, Bewegungsduktus. Stolz und kraftvoll tanzt Theseus, der Herrscher von Athen, oder Oberon, der Herrscher des Elfenreichs (beide getanzt von Ihsan Rustem). Genauso stolz, widerspenstig und stur, gleichzeitig aber auch zart und manchmal fast zerbrechlich, zeigt sich die Amazonenkönigin Hippolyta und die Elfenkönigin Titania (beide getanzt von Salome Martins). Intensiv und erotisch spannungsgeladen sind diese getanzten Duette von Hipolyta / Titania und Theseus / Oberon. Erotik und Begierde spielen eine wichtige Rolle an diesem Abend. “Denn was wäre der Sommernachtstraum ohne Wirrungen, erotischer Physis, Schmunzeln und Sinnlichkeit?” meint der Choreograph Jochen Heckmann. Und dieses Knistern ist spürbar. Titania spielt neckisch mit ihren Reizen, kokettiert und verführt gekonnt. Und auch Puck (Cecilia de Madrazo Abad, grossartig!) scheint hier erotisch konnotiert, die enge pinke Hose und das rückenfreie Top, welches den Blick auf einen wunderbar durchtrainierten Frauenrücken freigibt, unterstützen diesen Eindruck. Puck huscht stets irgendwo vorbei, beobachtet das Geschehen neugierig, grinst schelmisch und bringt die ganzen sowieso konfusen Verhältnisse noch mehr durcheinander. So heisst es bei Shakespeare: “Gehen die Sachen kraus und bunt, so freu ich mich von Herzensgrund.” Und genau diese Komponenten verleiht Cecilia Madrazo de Abad diesem Puck: frech und immer zu einem Schabernack aufgelegt. Somit kommt auch der Humor an diesem Abend nicht zu kurz.

 

Sie lieben und verschmähen sich
Die Beziehungen zwischen den jungen Liebenden scheinen im Gegensatz zu den erotisch-leidenschaftlichen Begierden der Herrscherpaare eher harmloser, verspielter und naiver Natur zu sein. Sehr berührend gezeichnet ist die Figur der Helena. Sie liebt Demetrius, der sie jedoch verschmäht, weil er sich in Hermia verguckt hat. Schroff, ja fast schon brutal, wird Helena von Demetrius immer wieder zurückgewiesen, weggestossen. Lange gibt sie nicht auf, folgt ihm auf Schritt und Tritt, versucht sich seine Liebe zu erkämpfen. Dennoch ist sie gezeichnet von Ohnmacht und Bodenlosigkeit, wenn sie in ihrem Schmerz zu ertrinken droht. Schmerzhaft ist besonders die Szene, als sie ihm, der nur Augen für Hermia hat, sehnsüchtig nachschaut, dann traurig den Kopf hängen lässt und desillusioniert abgeht. Das schroffe, abweisende Verhalten Demetrius’ gegenüber Helena kontrastiert stark mit der zärtlich-liebevollen Verbindung zwischen dem anderen Pärchen: Hermia und Lysander. Die Figur der Helena findet Heckmann besonders spannend, er betont: “Sie ist die wahre Verliererin in diesem Stück, die auch eine grosse Tragik zu überwinden hat.” Es war ihm wichtig, die Verletztheit und den Schmerz dieser Figur sehr explizit zu zeigen. Helena einerseits energisch und entschlossen, für ihre Liebe zu kämpfen, anderseits auch zerbrechlich und gekennzeichnet von grenzenloser Enttäuschung. Die Frage, wie viel so ein junges Herz erträgt, wird an die Inszenierung herangetragen. Denn sie leidet von allen definitiv am Meisten unter den Irrungen und Wirrungen. Als dann zuerst der von Puck mit dem Liebessaft verzauberte Lysander und dann auch noch Demetrius plötzlich beginnen, ihr Avancen zu machen, ist sie verwirrt und glaubt an eine Verschwörung. Nun ist plötzlich Hermia die Zurückgewiesene und Helena die von allen Begehrte. Der 1. Akt endet somit in einem grenzenlosen Chaos von Liebeswirren, von Lieben, Begehren, Zurückweisen und Verschmähen. Realität und Traum vermischen sich immer mehr. Verstärkt wird dieser Eindruck des Chaotischen durch ein unordentliches Bühnenbild, alles liegt kreuz und quer durcheinander.

Der Konflikt löst sich
Zum Glück lösen sich die Konflikte gleich zu Beginn des 2. Aktes auf. Die schlafenden Liebespaare erwachen und die Verhältnisse haben sich wie durch einen unsichtbaren Zauber geklärt. War am Ende doch alles nur geträumt im nächtlichen phantastischen Elfenwald? Die Verhältnisse am Athener Hof sind wieder geregelt, die Konventionen wieder hergestellt. Hermia darf ihren Lysander heiraten, Helena bekommt Demetrius und auch Hippolyta hat sich in ihr Schicksal eingefügt und schenkt Theseus ein Lächeln. Ein Happyend. Endlich dürfen auch die Handwerker ihr langgeprobtes Stück, die Tragödie von Pyramus und Thisbe, zeigen. Diese komödiantische Einlage sorgt für viel Erheiterung beim Publikum. Und die Komik gelingt, weil sie mit viel Charme daherkommt.

Verzaubert wurden an diesem Abend nicht nur die Menschen, Elfen und Handwerker des Sommernachtstraums, sondern auch das Premierenpublikum, welches seine Begeisterung durch langanhaltenden Applaus ausdrückte und die Leistungen der Bühnenakteure gebührend würdigte.


 

 

STURM oder die Befreiung der Leidenschaft

Ballett Tiroler Landestehater (Dir.: Enrique G. Valga)

Premiere: 27.02.2010 / Großes Haus Innsbruck

 

DIE STÜRME DES LEBENS
von Alexandra Plank
Das Tanzstück „Sturm oder Die Befreiung der Leidenschaft“ setzt sich mit Liebe, Macht und Leidenschaften auseinander. Das Publikum ließ sich in den Bann ziehen.

Innsbruck – Die Stürme des Lebens sind manigfaltig. Gleich mehrere Stürme lässt Choreograph Jochen Heckmann auf die Protagonisten seines Tanzstückes „Sturm oder Die Befreiung der Leidenschaft“ niedergehen. Inspiriert wurde der Deutsche von Shakespeares „Der Sturm“, dessen wahrscheinlich letztem Stück.

Die zentrale Figur dieser Geschichte ist Prospero. Er war einst Herzog von Mailand und lebt nun entthront und aus der Heimat vertrieben mit seiner Tochter Miranda auf einer Insel. Dort hält er sich – dank seiner Autorität und Zauberkraft – den Erdgeist Caliban als Sklaven, Ariel der Luftgeist ist sein Diener. Mit dessen Hilfe entfacht er im Meer einen Sturm, bei dem seine Feinde Schiffbruch erleiden und auf der Insel stranden. Was nun folgt, ist ein Racheplan, an dessen Ende dennoch ein Happy End steht: Prospero kehrt als Herrscher zurück nach Mailand und seine Tochter Miranda hat sich in Ferdinand, den Sohn seines Erzfeindes, verliebt.

Die Stürme finden im Stück auf unterschiedlichen Ebenen statt: Zum einen ist da am Anfang das elementare Naturereignis, das über das Meer und die Insel hereinbricht. Bei der zweiten Ebene stehen entgegen dem Originaltext von Shakespeare nicht die Rachepläne von Prospero im Mittelpunkt. Heckmann haben in seinem Stück, gegliedert in 18 Szenen, andere Aspekte interessiert. Er stellt anhand des Protagonisten Prospero gesellschaftlich relevante Fragen: Was macht einen gerechten Herrscher aus? Und: Wie funktioniert Macht? Der Choreograph hinterfragt die Figur des Prospero, er stellt ihn als einen mit sich selbst und einer höheren Instanz Hadernden dar. Nicht zuletzt geht es um den Sturm der Leidenschaft, der zwischen Ferdinand und Miranda tobt. Kontrolliert wird das Geschehen von einem Vertreter, den Heckmann als Kunstfigur neu ins Spiel bringt. Verkörpert wird er von Ballettchef Enrique Gasa Valga, der ihn als eine Mischung aus Gott und Mephisto anlegt. Dieser Vertreter führt die Geschicke aller handelnden Personen und dient Prospero als Reibebaum. Die Tänzer eroberten das Publikum bei der Premiere am Samstag im Großen Haus jedenfalls im Sturm. Clément Bugnon verkörpert mit Verve die Selbstzweifel Prosperos und zeigt ihn zugleich als charismatische Persönlichkeit. Mana Miyagawa ist eine bestechend emanzipierte Miranda, Marie Stockhausen verkörpert den Luftgeist Ariel voller Grazie. Serge Desroches jr. beeindruckt in der Rolle des Erdgeistes Caliban, Yuya Fujinami fasziniert als leidenschaftlicher Ferdinand. Bestechend nicht zuletzt auch die tänzerische Leistung von Enrique Gasa Valga, der Gut und Böse in einer Person verkörpert.

Das Bühnenbild von Helfried Lauckner spielt alle Stückeln. Er setzt auf Abstraktion und transportiert starke Bilder. Beeindruckend etwa der riesige Ventilator, der in einer der Sturmszenen zu sehen ist. Die Kostüme von Adriana Mortelliti sind schlicht, aber umso raffinierter. Die zeitgenössische Musik von Michael Gordon, David Lang, Maja Beiser und anderer Komponisten ist perfekt gewählt. Jochen Heckmann, der das Stück auch inszeniert hat, setzt nicht nur auf Ausdruckstanz und klassische Elemente, sondern auch teilweise auf pantomimische Einsprengsel. Den Erfolg an diesem Abend macht auch die Gesamtleistung des Ensembles möglich.

 

Tiroler Tageszeitung, Printausgabe vom Mo, 01.03.2010

DIE TRAUMSCHLÄFER 

ballettkiel* (Dir.: Mario Schröder)

Premiere: 22.05.2008 / Werftparktheater Kiel

Kieler Nachrichten:

 

>> Im Reich der Fantasie

Kiel. Ein mit Kindern voll besetzter Theatersaal, in dem in knapp 80 Minuten keine Unruhe aufkommt, weil alle gebannt einer Ballettaufführung zusehen – so etwas erlebt man nicht oft. Vollbracht haben dieses kleine Wunder acht Mitglieder des Kieler Ballettensembles, die unter der Regie von Gastchoreograf Jochen Heckmann „Die Traumschläfer“ präsentierten. Das Tanzstück zur Musik von Torgue Hoppin und René Aubry eröffnete das 1. Internationale Kindertanzfestival Schleswig-Holstein im Theater im Werftpark.

Mit seiner poetischen, lustigen und spannenden Geschichte über das Einschlafen und über gute und böse Träume traf Heckmann offenbar den Nerv der jungen Zuschauer.

Es ist allerhand los auf der Bühne, die zunächst von zwei einsamen Betten beherrscht wird, hinter denen sich geheimnisvoll die Vorhänge bauschen. Unheimliches Rauschen füllt den Saal. Hand in Hand betreten die Geschwister Luis und Lisa (José Martinez Grau, Stefanie Fischer) die Bühne – in Zeitlupe, die Schritte groß, die Gesten weit. Zwei Waisenkinder, die ihre erste Nacht bei einer Pflegemutter Marta (Isis Calil de Albuquerque) verbringen sollen. Mit einem komischen Staubsaugertanz rüstet die sich voller Vorfreude für deren Ankunft.

Vielsagend ist die Körpersprache der Tänzer, leicht erzählt sich die anfängliche Ablehnung der Kinder und die herzliche Zuneigung Martas, die mit lustigen Fingerspielen das Vertrauen ihrer Zöglinge gewinnt. Traum und Wirklichkeit verschwimmen, als alle gemeinsam im Schlaf die tollsten Geschichten erleben. Zu wilder Musik wird nach Herzenslust herumgetobt, mit dem Bettgestell eine Achterbahnfahrt unternommen, Blumen wachsen aus einem Teppich, bunte Papierflugzeuge fliegen zu Vogelgezwitscher durch den Raum.

Zarte, poetische Momente wechseln mit lustvollem Schwof – und mit Spannung, als ein schwarz gekleideter Mann mit klobigen Plateauschuhen und hohem Zylinder (Oliver Preiß) auf die Bühne stelzt. Wie ein Magier regiert er die eben noch fröhliche Truppe, die zum Spielball seiner herrischen Gesten wird. Da wird es ganz still im Publikum. Erst als die düstere Gestalt verscheucht ist, weicht die Spannung erleichtertem Applaus. „Der Zauberer war toll“, raunt ein Junge einem anderen beim Rausgehen zu, „echt geilo, Alter.“

Sabine Tholund, Kieler Nachrichten 22.05.2008