Kaum bin ich aufgestanden, musste ich auch schon nachschauen: die geprinteten Kritiken für den NUSSKNACKER in Rudolstadt.
Zwei gibt es davon und beide sind ausgesprochen positiv. Nicht nur das, sie kommentieren recht anschaulich, streuen ein paar interessante Ansichten hinein und erwähnen zumindest im Großen die wichtigsten Beteiligten.
Wie oft lese ich Tanzkritiken und denke mir: hat diese Person, dieser Redakteur überhaupt eine Ahnung von diesem Genre? Wissen die Schreiberlinge überhaupt, was das Choreografieren in der heutigen Zeit bedeutet? Besonders an einem Theater, das zum größten Teil ein Abonnement-Publikum bedient? Wenn gar ein Klassiker oder ein abendfüllendes Werk zur Uraufführung (mit der Betonung auf „Ur-“) steht? Wie könnten wir uns auch anmaßen die traditionellen Ballette in Originalbesetzung zu zeigen, wenn dafür das 3-4-fache an Personal benötigt wird, das Budget horrend hoch sein müsste und all dies somit eine Utopie darstellt. Aber das juckt die wenigsten, schon gar nicht die konservativen Theaterbesucher oder Möchtegern-Kritiker, die sich dann auf Mats Ek und dergleichen verweisen, die alles so toll und originär gestaltet haben, dass sowieso niemand an sie heranreichen würde. Und selbst wenn, zugeben würde man es nie, dann lieber an irgendwelchen Pipifatzdingen herumnörgeln und Details bemäkeln und so Dineg äußern, wie der Choreograf hätte sich nicht wirklich mit der Materie auseinandergesetzt... blablabla (jetzt bin ich gemein und widerwärtig...)
Dennoch versuchen wir es mit den Neu"-Interpretationen. Immer wieder. Manche kommen ganz gut, manche gehen fürchterlich in die Hose. Aber das ist so in der Kunst. Man kann nur sagen: Wir lernen hoffentlich etwas daraus und machen es das nächste mal besser (Selbstkritik und Autodidaktik!).
Dies ist eine Gratwanderung zwischen eigener Ideen, persönlicher Ansichten und Einsichten und der Umsetzung, die jedoch zum einen Teil Publikumsorientiert (also erfolgsversprechend und gut verkauft) und zum anderen Authentizität und Originalität auf hohem Niveau ausstrahlen soll. Und das in einer Probenzeit von 7-9 Wochen (nebenbei noch andere Produktionen, Vorstellungen, Verletzungen, Umstudierungen, etc.). Puuh!
Umso mehr freut man sich dann, wenn diese Arbeit in irgendeiner Form auch öffentlich hervorgehoben wird und wenn es nur für den einen Moment ist, in dem die Kritik erscheint, auch wenn schon einige Tage/Wochen später, die Wirkung verflogen ist und die vielsagenden Worte meist in der Versenkung verschwunden sein werden.
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